Été du Cocotier / Déclaration Love - Coco Love von Jacques Zolty (2024)

Zugegeben: Der Name dieses Duftes lässt erhebliche Zweifel darüber aufkommen, ob die da in der Marketingabteilung eigentlich noch ganz knusprig sind. "Déclaration Love" - was für eine misslungene bilinguale Drama Queen versteckt sich denn hinter sowas? Schlimmer noch: Sie scheinen diese Wortschöpfung so gut zu finden, dass sie eine ganze Serie danach benannt haben. Zwei Düfte sind in der Reihe bislang erschienen, und außer dem verbindenden Element der Liebeserklärung finden sich wenig Gemeinsamkeiten. "Tyrannique" im tiefroten, transparenten Flakon stellt die Tuberose in den Mittelpunkt, "Coco Love" im undurchsichtigen, cremeweißen Flakon die Kokosnuss. Ein Parfum "Coco Love" zu nennen - dazu gehört schon viel Mut, bei aller Liebe zur Liebe und ihren diversen Erklärungen.

ABER:
Ich mag diesen Duft, ich lerne ihn langsam kennen, aber ich nehme ihn schon jetzt als sehr angenehm wahr, und das entschädigt für die seltsame Namensgebung. Was mir an Coco Love so besonders gefällt: Der Duft hat nichts vom Karibik-Feeling, das so viele Kokos-Düfte wie der von mir sehr geliebte "Leisure in Paradise" aufkommen lassen, und schon gar nichts von der zuckrigen Süße, mit der andere wie etwa "Coco Extrême" aufwarten. Nicht, dass ich die Karibischen nicht mögen würde. Ich liebe das Pina-Colada-Gefühl, ich mag Ananas, Limetten und Kokos in Kombination sehr gern, noch lieber ohne Ananas. Aber einen Duft, der dieses Klischee einmal nicht bedient und sich des Themas "Kokos" neu und innovativ annimmt, finde ich sehr spannend und anregend.

Coco Love, der Kokosduft mit dem doofen Namen, macht zunächst einmal nachdenklich: Was rieche ich da überhaupt? Wieso habe ich so wenig Ahnung? Wieso wird Parfumologie nicht in der Schule unterrichtet, wäre doch ein toller LK gewesen?
Was ich vor allem wahrnehme, ist eine ganz zauberhafte, unglaublich schöne Cremigkeit, eine cremige Weichheit, die mich sofort und ohne Umwege daran denken lässt, wie lustvoll-lecker der erste Teelöffel Kokoscreme ist, wie traumhaft geschmeidig sie auf der Zunge zergeht, bevor ich den Rest der Dose in die Mulligatawny gebe. Kokos ist eine der Nussarten, deren cremig-sahnigen Geschmack ich sehr schätze, im Unterschied zum Beispiel zur Kastanie, mit der ich gar nichts anfangen kann, oder auch zur Haselnuss. Die geschmeidige Coco-Love-Creme legt sich wie ein schützender Film auf die Haut und ist dabei so typisch "kokossig". Für mein Empfinden ein authentischer, wenig künstlicher Kokoston, obwohl ich mich hier irren kann, selbstverständlich.

Der besondere Effekt ist nun einerseits, dass gleich zu Beginn recht kräftige Holznoten diese Cremigkeit begleiten. "Coco Love" ist für die Kokosdüfte das, was "Mitsio Vanille" von Les Soeurs de Noé für Vanilledüfte ist: Ein Teil der Süße wird hier ersatzlos gestrichen und durch eine Holznote ersetzt. Das wird das Cypriol sein, Nagarmotha oder auch Zyperngras, das in Indien gewonnen wird und Düften anscheinend eine besondere Haltbarkeit verleiht. Kannte ich nicht, stimmt aber genau! Von zwei Sprühern Coco Love hatte ich den ganzen langen Nachmittag über immer wieder eine Spur in der Nase. Ein sanft holzig-cremiges Lüftchen umwehte mich auf Schritt und Tritt. Diese holzartigen Töne in Verbindung mit dem cremigen Kokosduft erwecken Assoziationen an ein Stück frischen Kokosfleischs, an dem noch die innere, dunkelbraune Schale haftet. Wer diese dünne innere Haut unter der dicken Schale beim DIY-Kokosnuss-mit-der-Axt-Öffnen mal mitgegessen hat, weiß genau, wovon ich spreche: Saftiges, cremiges Fleisch mit holziger Begleitnote. So ist Coco Love.

Der andere schöne Effekt ist eben der, dass der Duft nur wenig süß ist, zumindest für mein subjektives, von Gourmands verwöhntes (oder abgestumpftes?) Parfumnäschen. Die Assoziationen, die sich anhand der Pyramide entwickeln - Sahne und Vanille, wie yummy! - bestätigen sich beim Tragen des Duftes gar nicht: Nur eine sehr leichte, angenehme Süße, die den spezifischen Kokosduft unterstützt, umweht mich, doch ich empfinde ich sie wirklich als sehr zurückhaltend, so, als sei nur die natürliche Restsüße der Kokosnuss enthalten.

Das wäre natürlich fast zu schön, um wahr zu sein. Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich außer Holz und minimaler Süße noch wahrnehme. Sicher wird es Kritiker geben, die den Duft wie immer überzuckert oder künstlich empfinden. Ich persönlich finde ihn fremdartig, wenig süß und schön. So mag ich gern riechen. Die cremige Note erinnert ein bisschen auch an Kokos-Sonnencreme, doch ich sehe mehr die essbare Kokoscreme anhand des Dufterlebnisses vor mir. Ja, um genau zu sein: Ich sehe mich unter Palmen. Von Lippen geküsst, die gerade noch Kokosnussfleisch gegessen haben. Ja, ich bin eine Drama Queen. Deshalb passt Coco Love so gut zu mir.

Été du Cocotier / Déclaration Love - Coco Love von Jacques Zolty (2024)
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Author: Edwin Metz

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